Mai 13, 2006

Utopie eines Forums 2: Wirklichkeitsfern abstrahiert im Hyperraum


Es besteht ein Widerspruch zwischen dem gemalten Portrait eines jungen Menschen auf einem Tafelbild und einem Abbild desselben jungen in der virtuellen Welt. Während wir beim zweiten Anblick das Tafelbild mit einiger Gewissheit als dasselbe Abbild des jungen Manns identifizieren können, das es auch beim ersten war, besteht diese Sicherheit bei Netzkunst nicht. Zum einen lassen sich mit Leichtigkeit beliebige Farben einsetzen und sogar die Form ist einfach zu ändern, zu negieren und zu abstrahieren von dem was sie vor wenigen Klicks noch war. Denn bei Netzkunst handelt es sich generell „um zuckende, visuelle Angebote oder Ereignisse in Pixeln“[1] Auf Bilder, die ihren authentischen Abbildcharakter als Qualitätskriterium eingebüßt und gegen einzeln manipulierbare Punkten eingetauscht haben, kann man sich jedenfalls nicht verlassen.[2] Dieser Punktualisierung[3] genannte Sachverhalt steht im Widerspruch zu einer „Uniformierung des Blicks“[4] wie sie bei traditionellen Tafelbildmalerei der Fall war. Völlige Beliebigkeit, eine Überfülle von Beziehungen und Möglichkeiten im konkret erfahrbaren Einzelfall, steht gegenüber ehemals verbindlichen Ritualen des Sehens, die auf notwendig, letztgültigen Vorgaben beruhen, die alle in genau der gleichen Weise erlebten.[5]

In welcher Weise kann dieser Widerspruch aufgehoben werden?



[1] Sphon, A. (2002): What you see is what you want. Paradigmenwechsel in der visuellen Kultur. In: Praxis Internet. Münkler, S., Roesler, A. (Hrsg.) Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. S.267. Abgekürzt mit Sphon 2002.
[2] Vgl. Sphon 2002: 262.
[3] Byung-Chul, H. (2005): Hyperkulturalität. Kultur und Globalisierung. Merve Verlag Berlin, S.54.
[4] Vgl. Foucault: Strafen und Überwachen.
[5] Sphon 2002: 253.

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