Mai 30, 2006

Terrorismus à la Glucksmann 2

Die menschliche Bombe

"Terroristisch ist die von langer Hand geplante Aggression gegen Zivilisten, die unvorbereitet und schutzlos sind. [...] Was allein zählt, ist die erwiesene und in die Tat umgesetzte Absicht, Menschen wahllos auszulöschen." (23) Der Stil der Konfrontation ist von der willkürlichen Auslöschung möglichst vieler Menschen bestimmt.

"Die menschliche Bombe hat mit dem Terrorismus von eint gemeinsam, dass sie überall, auf jede erdenkliche Art und Weise und jeden Moment zuschlagen kann. Ihre [...] Bedrohung richtet sich gegen das Universum. [] Der Terrorist neuen Typs gibt sich nihilistisch. [...] Er lässt den Schrecken, den er verbreitet ins Unermessliche wachsen. Keine geografische, politische, moralische, ideologische Grenze findet vor seinen Augen Gnade." (24)

"Die terroristische Hybris* beruft sich auf ihre unbezähmbaren Triebe: Sie sind stärker als ich, gib also nach!." (27) Das gleicht der Argumentation schlagender Männer, die behaupten, dass die Frau sie zum Schlagen gezwungen habe. Bei denen Opfer und Täter affektiert und abhängig voneinander scheinen, dass man meinen könnte es gäbe keine Schuld und Verantwortung. Tatsächlich ist diese im Inter- lösgelößt von der Erde, frei von Zorn und Ärger zu suchen. Als eine Interpretation? Ein Mythos? Ein Stereotyp oder eine Funktion?

"Wer vom Hass besessen ist, sieht in sich selbst und um sich herum nur die ansteckende Krankheit, die er zum einzigen und universellen Gesetz erhoben hat." (29) Ebenso sehen solche Männer keinen anderen Ausweg mehr als zu schlagen, weil ihnen die Kompetenzen und Fähigkeiten fehlen anders mit der Situation umzugehen.Nicht die Struktur der Umwelt sondern hassende und feindliche Einstellung verhinden die Integration in die Liebe und freundschaftliche Einstellung.

Man sollte sich ekeln vor solchen Menschen oder sie für ihre verborgenen Fähigkeiten sensibilisieren.




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Alle Zitate aus Glucksmann, A. (2005)Hass. Rückkehr einer elementaren Gewalt. München, Wien. Die Ziffern in Klammern geben die Seitenzahlen an.
* Hybris: frefelhafter Übermut, Selbstüberhebung (besonders gegen die Gottheit), Vermessenheit; Vgl. Goethes Prometeus.

3 Kommentare:

* hat gesagt…

Jean Amery hat seinerzeit einen nicht uninteressanten Aufsatz ueber den Herrn Glucksmann geschrieben...

Orientation In Spirit hat gesagt…

Ziemlich unwahrscheinlich, dass der 1978 verstorbene Jean etwas über das 2004 erschienene Buch von André geschrieben hat.

Eine kleiner Recherche fördert auch keine Aufsätze von Amery über Glucksmann zu Tage.

Vielleicht, liebe Antonia, könnte eine Quellenangabe zu mehr Klarheit führen?

* hat gesagt…

Ueber die Herren Meisterdenker hatte der Herr Amery seinerzeit geschrieben. Es kann sein, dass der Name Glucksmann nicht direkt im Titel vorkommt, kann auch sein, dass es etwas mit vergeudetem Talent im Titel war. Der Aufsatz muesste zu finden sein in einem der aelteren Baende mit Amerys Aufsaetzen, die bei Klett erschienen sind, oder aber in der neuen Ausgabe von Amerys Werken, die soweit ich weiss noch nicht abgeschlossen ist. Bedauerlicherweise kann ich das selber nicht mehr genauer recherchieren, da ich mich im Ausland befinde.