September 19, 2007

Vernisage mit Wurm drin


DA IST DER WURM DRIN

Das "Raumlichtbild" von Daniel Koscak wurde am Abend der Vernissage unter den Augen von grotesk begeisterten Vernisagebesuchern durch den Gebrauchsgegenstand "Apfel mit Wurm" ergänzt und erweitert. Das Kunstkabinett Post in Freiburg bürgte natürlich dafür. Darüber hinaus auch ohne den Einsatz von Securitys dafür, das ein Raum, der sich für einen Moment lang über sich erhoben hatte in eine andere Dimension, die mehr ist als Raum, schnellstmöglich wieder aufgehoben wurde.


ALLSEITIG VERÄRGERUNG BEI DEN ZEUGEN

"Nur muss ich hier wiedermal Popper Recht geben," schreibt einer der Augenzeugen, "der implizit das Fehlen der Diversilokifikation (welche in die Kritikfähigkeit münden würde) bei der Betrachtung jeglicher Dinge bemängelt und die ist leider in solch einem totalitären System an der Tagesordnung, was man schön an den Beispiel erkennen kann, dass ein *nicht-autorisiertes* Bild mit einer Tischdecke und einem Vorhang keine Existenzberechtigung neben einem *autorisierten* Bild mit Schnüren hat. Es geht sogar soweit, dass dieses Anti-Kunstwerk, auf welchem der Aufkleber fehlt "Das ist Kunst", der aber unsichtbar ist und nur von *Kunstexperten* gesehen werden kann (so wie "Des Kaisers neue Kleider"), klammheimlich, wie eine unpassende Leiche, in den Untiefen eines stinkenden Mülleimers verschwindet."

AUCH FOUCAULT NIMMT DAZU STELLUNG...

Während nämlich Koscaks Einrichtung sich in eine Richtung bewegt, d.h. von allen anderen Richtungen wegschaut und ihnen keine Richtung zutraut, war der "Apfel mit Wurm" eine Möglichkeit, die gesetzten Grenzen dieser Richtung zu übersteigen. Denn insofern
kritische Kunst gar keine Kunst ist und der anonyme Verfertiger von "Apfel mit Wurm" gar kein Künstler, gewinnt der Ausstellungsraum in der Galerie Post eine Einzigartigkeit, die weit über das hinaus geht was er beinhaltet.


...UND WIEDER JUARROZ MIT DEM LETZTEN WORT

Eine solche Einzigartigkeit eines Raumes, die mehr ist als Raum, wurde entkleidet. Indes sie ihre freche Respektlosigkeit gegenüber der Unwirtlichkeit offen zugibt. Eine schlechte Qualität des Äshetikdiskurses zu zugeben ist eine Sache. Aber dabei von Ehre,
Achtung, Würde und anderer moralischer Vokabel keine Ahnung vor zu täuschen, weil eben nur eine, auf billiger Seinsmetaphysik beruhende Freiheit exklusiv zugelassen ist. In diesem homogenen Zwang wurde für einen Moment lang das Unendliche im endlichen Sein als ein unmögliches Spiel ausgeführt, weil nichts einen Raum hat.



(Vgl. Juarroz, R. (1997): Poesie und Wirklichkeit. Tropen Verlag. S.7 und 47; Foucault, M. (1990): Was ist Aufklärung, in: Erdmann, E., Forst, R., Honneth, A. (Hrsg.): Ethos der Moderne. S.48)

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