September 20, 2007

Gewaltlust transzendiert auf den Tod


Lust ist im Bestreben nach Verschmelzung mit dem Objekt der Lust, durch ein sich stetig verschiebendes vorauseilen des Objektes der Lust gekennzeichnet. Sollte es sich bei diesem Objekt der Lust um die Gewalt handeln, so fordert diese neben der pflichtmäßigen Anerkennung der Gewaltspirale, also der gewaltsamen Antwort auf Gewalteinwirkung (und sei es auch die Gewalt gegen sich selbst in ihren vielfältigen Formen und Arten) auch die transzendenz auf den Tod. Denn in der Gewalt west unausgesprochen und aussprechlich auch das Heilige an. Dieses im Ideenhimmel situierte Heilige lockt lustvoll mit jenem Reich ewiger Gültigkeit der ohne Ort ist.

Die durch Lust motivierte Transzendenz auf die Idee des Todes wird gleichzeitig durch die Angst erzwungen. Angst kann beschrieben werden als die Nichtung des Nichts, das ist der Entzug der Wirklichkeit und ihrer Verengung auf einen Punkt hin (nichten legt Heidegger in "Was ist Metaphysik?" allerdings in paradoxen Gehalt als verweisendes-entziehen aus). In diesem Nichten drängt und schiebt die Gewalt die bunte Vielfalt der Wirklichkeit weg und verengt unsere Wahrnehmung auf die ewige Idee des Todes hin.

Ich will mich bemühen die in diesem Sinne voll von lockend-schiebender Lustangst beschriebenen Gewalterfahrungen praktisch z.B. in Form von Deeskalationstrainings zu vermitteln. Wer für die quantitative und qualitative Forschung Operationalisierungen kennt, mag diese doch bitte frei heraus als Kommentar anfügen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Das Sinngebiet der Gewalt bleibt schließlich so lange Sinn- Gebiet, wie Kommunikationen Legitimationen liefern, dieses aufrecht zu erhalten. Diese Feststellungen rücken die Perspektive des polythetisch, d.h. gesellschaftlich vermittelten Sinngebietes der Gewalt ins Zentrum. Die Frage stellt sich dann nicht mehr ausschließlich nach der individualisierten Bearbeitung von Gewalttäterinnen, sondern nach den gesellschaftlichen Reproduktionsmechanismen des Sinngebietes der Gewalt, im Sinn von struktureller Gewalt. Prävention und Intervention kann sinnvoll nur auf Grund dieser Erkenntnis funktionieren." (In: Mäder, Schassmann, Steiner (2005): Lebensweltliche GEwalterfahrung Jugendlicher. Eine empirische Studie über delinquente Jugendliche. Basel: Edition Gesowip. S. 197.)